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Wunderliche Formel 1Unter anderen Umständen wäre dieser Sieg ein Skandal

Lang ersehnt: Lando Norris gewinnt in Miami sein erstes Formel-1-Rennen.

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Es ist bemerkenswert, was sich nach dem Grand Prix von Miami abspielt. Freund und Feind liegt sich da in den Armen, tätschelt Lando Norris auf die Schultern, applaudiert ihm schon bei der Auslaufrunde aus dem Auto heraus wie der geschlagene Max Verstappen oder Siebenfachweltmeister Lewis Hamilton.

Der anständige Brite, der nach den Rennen den Mechanikern jeweils dabei hilft, das Auto wieder auseinanderzuschrauben, ist überall beliebt in der Formel 1. Nun hat er gerade seinen ersten Grand Prix gewonnen – nach 15 Podestplätzen. Keiner in der Geschichte der Königsklasse war öfter in den Top 3, ohne triumphiert zu haben. Kein Wunder, liegen sich da alle in den Armen.

Es ist an diesem Sonntag ja auch eine Erlösung auf so vielen Ebenen. Für Norris, der nach dem Coup mit den Tränen und seinen Wuschelhaaren kämpft und als Erstes – ganz Norris – seiner Mutter und seinem Vater dankt; für McLaren, den so stolzen Rennstall aus Woking, der seinen ersten Sieg erlebt seit Daniel Ricciardos Triumph in Monza 2021, wo der Australier vor Norris gewann; es ist eine Erlösung für die Formel 1, die unter Verstappens und Red Bulls Dominanz zunehmend litt und ächzte; und irgendwie ist es auch ein Sieg für Donald Trump.

Trumps Auftritt sorgt für Kritik

Dass sich der Ex-Präsident der USA und neuerliche Präsidentschaftskandidat vor dem Rennen 100 Kilometer von seinem Anwesen Mar-a-Lago entfernt ausgerechnet den orangefarbenen Rennstall aussucht für seinen Besuch, sorgt mit Blick auf seinen Teint hier und da für Schmunzler.

Nicht ganz so lustig finden das einige Anhänger des britischen Teams, die sich in den sozialen Medien darüber enervieren. McLaren antwortet, unpolitisch zu sein und Trump nicht aktiv eingeladen zu haben. Natürlich nutzt der 77-Jährige aber Norris’ Triumph zu seinen Gunsten, spielt sich hinterher als grosser Glücksbringer auf und lässt sich beim Feiern mit dem 24-Jährigen fotografieren, der sichtlich überfordert wirkt.

Weiss sich zu inszenieren: Donald Trump war bestimmt schon immer ein grosser Fan von Lando Norris.

Doch all das tut dem Fest keinen Abbruch. Friede, Freude, Formel 1, so ist das in Miami. Und das ist deshalb bemerkenswert, weil das Rennen unter anderen Umständen zu einem veritablen Skandal verkommen wäre. Denn Norris’ Sieg, so lange er von vielen auch herbeigesehnt sein mag, hat einen faden Nachgeschmack. Zustande gekommen ist er nämlich nur durch einen Fauxpas der gröberen Sorte.

Erst sieht Norris wie der grosse Verlierer aus

Zur Rennhälfte, in der 28. Runde, krachen Logan Sargeant im Williams und Kevin Magnussen im Haas im hinteren Feld zusammen. Norris führt zu diesem Zeitpunkt, weil er im Gegensatz zur Konkurrenz noch nicht beim Reifenwechsel war. Als der Safety-Car auf die Strecke kommt, wirkt der Brite erst wie der grosse Verlierer, weil er gerade die Einfahrt zur Boxengasse verpasst hat. Denn: Dreht der Pulk hinter Safety-Car-Fahrer Bernd Mayländer seine Runden, verlieren die Piloten beim obligaten Pneuwechsel weniger Zeit. Nun also hat Norris diese Chance knapp verpasst. Und doch wird er zum ganz grossen Sieger.

Norris verpasst nämlich seinerseits nicht nur die Garageneinfahrt, nein, Mayländer, von den Verantwortlichen zu spät auf die Strecke geschickt, verpasst auch ihn und fährt direkt vor dem zweitplatzierten Verstappen auf die Strecke. Vielleicht ist es auch die Macht der Gewohnheit, die den Deutschen dorthin treibt, ist doch alles andere als ein Verstappen in Leaderposition nicht normal.

Jedenfalls wächst so der Vorsprung von Norris, der sich auf freier Fahrt befindet, während der Rest des Feldes hinter dem roten Auto bummelt, rasant an. Bald sind es über 30 Sekunden, genug, um auch nach seinem Reifenwechsel an der Spitze zu bleiben. Von dort lässt er sich nicht mehr verdrängen.

Natürlich ist der Sieg nicht gestohlen – oder zumindest nicht ganz –, beweist Norris doch an der Spitze, wie stark er und sein Auto sind. Auch weil Verstappen mit seinem Red Bull einen Poller überfährt und dabei sein Fahrzeug wohl am Unterboden beschädigt, fährt er ungefährdet und souverän zu seinem Premierensieg. Doch ginge es um etwas ganz Grosses, um den Sieg in der WM etwa, die Protagonisten hätten wohl ganz anders reagiert, als sie das an diesem Sonntag tun.

Vielleicht bringt Max Verstappen die Grundstimmung bei diesem Fest in Miami am besten auf den Punkt, wenn er sagt: «Es ist immer ein Hätte, Wenn und Aber. Wenn meine Mutter Eier hätte, wäre sie mein Vater. So ist das eben beim Rennfahren, manchmal läuft es für einen und manchmal nicht.» Was soll man da noch sagen …

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