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Zensur-Aufruhr in ItalienSelbst Giorgia Meloni brachte die beherzte Moderatorin nicht zum Schweigen

Rai-Moderatorin Serena Bortone passt ins Feindbild der Rechten.

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Es sind nicht ganz fünf Minuten Sendezeit, die Serena Bortone Ruhm und Ärger zugleich einbringen. Fünf Minuten am Samstagabend, in denen die Fernsehmoderatorin einfach über etwas anderes hätte sprechen können, in ihrer Sendung «Che sarà» («Was sein wird») im öffentlich-rechtlichen Sender Rai 3. Aber sie spricht über eine Debatte, die Italien aufwühlt. Es geht um Zensur.

Bortone sagt in diesen knapp fünf Minuten, dass eine geplante Rede des Schriftstellers Antonio Scurati, bekannt für seine Romane über den faschistischen Diktator Mussolini, aus dem Programm gestrichen wurde. Ohne dass sie als Gastgeberin dafür eine Erklärung bekommen habe. Und dann liest sie die Rede Scuratis vor – mit seiner Einwilligung, wie sie betont.

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Anlass ist der 25. April, Feiertag in Italien, der Tag der Befreiung. Befreiung vom Faschismus, wie für die einen klar ist – oder Befreiung nur von den nazideutschen Besatzern, wie die anderen finden. Scurati gehört zur ersten Gruppe. In seiner Rede fordert er die Regierung und Ministerpräsidentin Giorgia Meloni dazu auf, sich vom Faschismus als Ideologie zu distanzieren.

Serena Bortone hatte die Debatte selbst schon vor ihrer Sendung angestossen, als sie die Vorgänge innerhalb der Rai auf Social Media öffentlich machte. Von den einen wird sie nun gefeiert, für ihre klaren Worte, ihren Mut, dafür, dass sie die Zensur thematisierte und sich nicht vom Vortrag abbringen liess. Von anderen wird sie angegriffen, insbesondere von regierungsnahen Zeitungen und Vertretern der postfaschistischen Regierungspartei Fratelli d’Italia.

Deren Fraktionsvorsitzender fordert Bortone zum Rücktritt auf, in den rechten Blättern ist die Rede von ihren vermeintlich niedrigen Einschaltquoten. In der Rai scheint es zu rumoren, man habe im Sender bereits Disziplinarmassnahmen gegen Bortone vorbereitet, schreibt «La Repubblica».

Bortone hat Italiens Opposition an ihrer Seite

Bortone selbst hatte in ihrer Sendung gesagt: «Ich persönlich habe die Rai sehr gerne.» Sie sei in dem Sender «geboren und aufgewachsen» und habe dort «viele schöne Dinge tun können». Die Journalistin kam 1989 zu Rai 3, damals war sie 18 Jahre alt. Über die Jahre hinweg hat sie in verschiedenen Redaktionen des Hauses vor und hinter der Kamera gearbeitet.

Zwischenzeitlich, im Wahlkampf 2007, war sie Presseverantwortliche für den Partito Democratico (PD), der aktuell in der Opposition ist – wenig überraschend springt die Partei ihr nun zur Seite und warnt vor einem «Bortone-Erlass» im öffentlich-rechtlichen Sender.

Von 2020 an hatte die Journalistin eine erfolgreiche eigene Sendung im ersten Programm, «Oggi è un altro giorno» («Heute ist ein anderer Tag») – bis sie 2023, unter der neuen Führung der Rai, mit einem neuen Titel ins dritte Programm wechseln muss.

Perfektes Feindbild für Post-Faschisten

In dem aktuellen Medienskandal geht es um die Veränderung dieses Betriebes und um politische Einflussnahme. Die hat es auf den öffentlich-rechtlichen Sender immer gegeben, doch der Umbau unter der aktuellen Regierung ist gewaltig.

Viele Posten bei der Rai sind neu besetzt worden. Mehrere prominente Journalisten, darunter der Mafia-Kritiker Roberto Saviano, haben den Sender bereits öffentlichkeitswirksam verlassen. Und auch gegen alles Übrige, was Meloni und ihrem Lager zuwiderläuft, hat sich der Ton zuletzt verschärft.

Serena Bortone passt ins Feindbild der Rechten, nicht nur wegen ihrer Nähe zum PD, sondern auch, weil sie sich längst als Antifaschistin positioniert hat und als Feministin obendrein. Gerade ist ihr erster Roman erschienen, «A te vicino così dolce» («Dir so nah, so süss»). Darin verarbeitet sie Autobiografisches aus dem Rom der Achtzigerjahre – wobei ein trans Mann eine wichtige Rolle spielt. Sie wolle gerne weiter für die Rai arbeiten, sagte Bortone zuletzt noch: «in Würde und Freiheit».