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Kommentar zu irregulärer MigrationGrenzkontrollen werden überschätzt

Grenzwächter am Bahnhof in Buchs.

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20 Prozent! Diese Zahl liess aufhorchen. Mit den strengen Grenzkontrollen sei die irreguläre Migration in Deutschland um 20 Prozent zurückgegangen, sagte die deutsche Innenministerin Nancy Faeser diese Woche nach einem Treffen mit Bundesrat Beat Jans. «Irreguläre Migration» bedeutet für gewöhnlich: unerlaubte Einreisen. Personen, die aufgegriffen werden.

Der Beweis schien erbracht: Jans – der Grenzkontrollen ablehnt – stehe auf verlorenem Posten, schrieben Zeitungen. Die SVP, die systematische Kontrollen fordert, triumphierte. Die deutsche Zahl ist tatsächlich bemerkenswert. Auch deshalb, weil von den Kontrollen an der Grenze kaum etwas zu spüren ist. Würde rigoros kontrolliert, käme es zu Staus.

Doch von welchem Zeitraum sprach Nancy Faeser eigentlich? Meinte sie die Monate seit Oktober, als Deutschland die schärferen Kontrollen eingeführt hat? In dieser Zeit ging die Zahl der unerlaubten Einreisen auch in der Schweiz stark zurück – um 76 Prozent. Eine naheliegende Erklärung dafür: der Winter. Im Frühjahr hat die deutsche Bundespolizei sogar etwas mehr unerlaubte Einreisen registriert als im Vorjahreszeitraum. In der Schweiz dagegen waren die Zahlen tiefer – ohne schärfere Kontrollen.

Faesers Pressestelle löst das Rätsel auf: Die Innenministerin habe vom Rückgang der Asylanträge gesprochen, teilt sie auf Anfrage mit. Also nicht von unerlaubten Einreisen. In den ersten drei Monaten 2024 stellten in Deutschland 20 Prozent weniger Personen ein Asylgesuch als in den ersten drei Monaten 2023. In der Schweiz dagegen blieben die Zahlen etwa auf demselben Niveau wie im Vorjahr.

Ob das an den Grenzkontrollen liegt, ist fraglich: Asylsuchende dürfen einreisen, auch in Deutschland. Fest steht, dass Flucht- und Migrationsbewegungen von vielen Faktoren abhängen. Trotzdem tun Regierungen gern so, als liessen sie sich mit der einen, von ihnen bevorzugten Massnahme direkt beeinflussen. Werden Zahlen genannt, sind wir schnell bereit, an Kausalität zu glauben. Vielleicht allzu schnell.

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