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Nationaltrainer Patrick FischerVom WM-Helden zum Buhmann

Nationaltrainer Patrick Fischer hat die Schweiz 2018 zu WM-Silber geführt. Seither hat die Auswahl aber nie mehr einen WM-Viertelfinal überstanden. Und in dieser Saison harzt es besonders.

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Werbung in eigener Sache sieht anders aus. Nach saisonübergreifend 13 Niederlagen in Folge befindet sich die Schweizer Nationalmannschaft in dieser WM-Vorbereitung auch auf einer Goodwill-Tour. In Basel bittet sie dafür Frankreich zum Tanz, einen Gegner mit ungleich kleinerer Kragenweite. Auf ein 2:0 am Freitag folgt am Samstag ein 3:2-Sieg nach Verlängerung.

Von einem Charaktertest für die Spieler spricht Patrick Fischer danach. «Der Druck auf uns ist nach den vielen Niederlagen gestiegen. Zudem haben wir die Spieler diese Woche körperlich richtig hart rangenommen. An der WM gibt es zehn Spiele in 15 Tagen, wir müssen herausfinden, wer das aushalten kann.»

Sein Team erfüllt mit müden Beinen die Pflicht, mehr nicht. Und es offenbart abermals Defizite im Abschluss. 43-mal schiessen die Schweizer am Samstag auf das Tor von Frankreich-Goalie Sébastian Ylönen, die Ausbeute ist mit drei Treffern entsprechend mager. Die mangelnde Kaltblütigkeit ist ein altbekanntes Problem. Und am Ende muss der Coach für Defizite geradestehen, weshalb es gerade nicht an Kritik an Fischer mangelt.

Vertragsverlängerung mit Fragezeichen

Dafür hat das Ansehen der Nationalmannschaft in den letzten Monaten zu fest gelitten. So verlor sie etwa sämtliche Vergleiche mit Finnland, Schweden und Tschechien an der Euro Hockey Tour. Es wäre zu einfach, dafür allein dem Coach die Schuld zu geben. Beim letzten Turnier im Februar musste er gegen die namhafte Konkurrenz wegen diverser Absagen mit einer Auswahl antreten, die maximal das Prädikat «Schweiz C» verdiente.

Aber weil die Stimmung um die Nationalmannschaft wegen der schlechten Resultate bereits mies war, half es nicht, verlängerte der Verband den Vertrag mit Fischer unmittelbar danach vorzeitig bis zur Heim-WM 2026. Man habe Ruhe in die WM-Kampagne bringen und für Gewissheit bei der Mannschaft sorgen wollen, sagte Sportdirektor Lars Weibel damals. Wobei sich die Verbandsführung durchaus mit entsprechenden Ausstiegsklauseln abgesichert hat, die Fischer trotz Kontrakt nicht vor einer Entlassung schützen.

Apropos Ruhe: Seither ist das Donnergrollen in den Kommentarspalten mit jeder Niederlage noch ein bisschen lauter geworden. Auf Anfrage dieser Redaktion wollte Weibel keine Stellung nehmen, der Verband verwies auf eine Medienkonferenz nächste Woche. Fischer sagt: «Es wäre abnormal, würde nicht kritisiert. Damit kann ich umgehen. Aber ich bin nicht beunruhigt. Wir haben viel verloren, aber wir waren in keinem Spiel total chancenlos.»

Seit 2015 betreut der 48-jährige Zuger das Nationalteam, das er 2018 zu WM-Silber führte. Der gewiefte Kommunikator hat der Landesauswahl in der Öffentlichkeit ein Gesicht gegeben und einen Mentalitätswechsel bewirkt. Unter ihm stossen die NHL-Spieler nach einer langen Saison regelmässig zur Nationalmannschaft, die Zeit der hanebüchenen Absagen ist vorbei.

Wer so selbstbewusst kommuniziert, muss liefern

Auch deshalb hat Fischer die Ziele höher gesetzt, an der letzten WM sprachen die Schweizer bewusst davon, eine Medaille gewinnen zu wollen. Sie flogen denn auch durch die Gruppenphase, besiegten unter anderem Kanada und Tschechien. Aber: Als es darauf ankam, scheiterten sie – die 1:3-Niederlage gegen Deutschland im Viertelfinal war eine der grösseren Enttäuschungen in der Fischer-Ära. Was zudem seine Kritiker in der virtuellen und der realen Welt in ihrem Empfinden stärkt: Seit dem Silbercoup hat die Schweiz bei Olympia und an Weltmeisterschaften fünfmal im Viertelfinal verloren.

Wer so selbstbewusst kommuniziert, wie der Nationaltrainer das tut, muss zwischendurch liefern. Sonst dreht der Wind. In der Öffentlichkeit hat Fischers Bild gelitten, die Aura des selbstbewussten Verkäufers von Schweizer Eishockeyträumen ist zumindest etwas verblasst.

Nach dem verlorenen Viertelfinal gegen Deutschland stellte Fischer den Spielern die Vertrauensfrage: Sie stellten sich hinter ihn, allen voran Nino Niederreiter. Doch mit der Niederlagenserie im Winter haben sie seine Position geschwächt.

Wie viele NHL-Stars kommen dieses Mal?

Natürlich: Während einer Saison verändert sich das Kader immer wieder, bis zur WM stossen etwa noch Spieler der Playoff-Finalisten und aus der NHL dazu. Aber: Jene, die in der National League den Ton angeben, haben es zuletzt nicht geschafft, im Nationalteam eine gewichtige Rolle zu übernehmen. Das ist jedoch zwingend, wollen die Schweizer ihren hohen Ansprüchen gerecht werden. Dafür reicht es nicht, allein auf die NHL-Verstärkungen zu vertrauen.

Zumal offen ist, wie viele von ihnen das Team in Prag verstärken werden. Fix dabei sind bis jetzt Torhüter Akira Schmid, Verteidiger Jonas Siegentaler und Center Nico Hischier von den New Jersey Devils, sowie Chicago-Stürmer Philipp Kurashev. Sie stossen ab nächster Woche zur Mannschaft. Timo Meier ist angeschlagen und muss sich eventuell an der Schulter operieren lassen. Janis Moser (Arizona) wird wegen seines auslaufenden Vertrags kaum nach Tschechien reisen. Weitere Verstärkungen hängen vom Verlauf des NHL-Playoffs ab.

Am Freitag hat Fischer zudem erklärt, dass er auf die Dienste von Verteidigertalent Lian Bichsel verzichten wird, weil dieser zuletzt für die U-20-WM abgesagt hatte, um sich auf seine Aufgabe mit Rögle zu konzentrieren. Man kann diesen Akt der Bestrafung konsequent finden – oder sonderbar.

Was sich dadurch nicht verändert: Der Nationalcoach steht nach den durchzogenen letzten Monaten an der WM auf dem Prüfstand. Vertrag bis 2026 hin oder her.