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Künstlerinnen aus ZürichSie wollen mehr Vulven auf der Welt sehen

In ihrem Atelier in Affoltern am Albis tüfteln Erika (l.) und Rebecca Vollenweider an ihren Kunstwerken aus Glas.

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Die Kunstwerke von Rebecca und Erika Vollenweider sehen auf den ersten Blick aus wie Avocados, Steine oder glitzernde Glas-Ovale. Wer genauer hinsieht, stellt fest: Das sind Vulven.

Das Atelier von «Glassvulvas» in Affoltern am Albis ist hell und geräumig – und mit Vulven übersät. In allen Farben des Regenbogens schimmern die Glasstücke, die sofort ins Auge fallen. Es gibt sie als handgrosse Deko-Objekte, Ohrringe und Spiegel. Bald sollen Ringe dazukommen. Darauf freut sich Rebecca Vollenweider besonders: «Ich kann es kaum erwarten, riesige Vulven an den Händen zu haben.»

Offene Körperkultur

Entstanden ist die Idee vor drei Jahren. Rebecca Vollenweider begann im Herbst 2020, Vulven aus Glas herzustellen. Zwei Jahre zuvor hat die ausgebildete Psychologin ihre eigene queere Sexualität entdeckt. Und das, sagt die 28-Jährige, gehe oftmals Hand in Hand mit einem neuen Verständnis für den eigenen Körper und dessen Bedeutung in der Gesellschaft. Entsprechend habe sie queer-feministische Themen in der Kunst aufgreifen wollen.

Aus gebrochenen und geschnittenen Glasresten entstehen die farbenfrohen Vulven.

Und wandte sich dafür an ihre Mutter. Denn die 63-jährige Erika Vollenweider, die auf der Demenzstation eines Pflegeheims tätig ist, ist ausgebildete Kunstagogin und seit mehreren Jahrzehnten kunstschaffend. Seit rund 20 Jahren hat sie ihr eigenes Atelier und arbeitet mit Glas.

Sie habe anfangs nicht gewusst, was genau sie sich unter der Idee ihrer Tochter vorstellen sollte. Unangenehm oder schambehaftet war das Gespräch aber nicht. Das liege auch an der «offenen Körperkultur», die innerhalb der Familie gepflegt wird, sagt Erika Vollenweider. Auch sei ihr klar gewesen, dass sie ihr Kind von Anfang an unterstützen werde. Entsprechend stellte sie ihr Atelier zur Verfügung.

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Die Stücke entstehen mithilfe einer Technik, die «Glasfusing» genannt wird.
Vulven an den Ohren: Auch den Schmuck gibts in verschiedenen Farben und Formen.

Als dann die ersten Glasstücke aus dem Ofen kamen, habe sie auch gemerkt, wie «wunderschön» die Objekte eigentlich seien, sagt die Mutter. Und sie erklärte sich bereit, mitzumachen.

Weil das Duo die Gläser zerbricht und mit Resten arbeitet, ist jede Glasvulva individuell; keine sieht gleich aus. «Wie bei Menschen auch», sagt die Tochter. Deswegen entstehen im Atelier Vollenweider auch solche mit längeren und kürzeren Labia. Auf Anfrage lassen sich die Objekte personalisieren. Der Kostenpunkt beträgt zwischen 40 Franken für ein handgrosses Stück und bis zu 500 Franken für einen personalisierten Spiegel.

Von ihrem Umfeld wird das Duo unterstützt. Dieses sei wegen Rebecca Vollenweiders ehemaligen Nebenjobs als Marketingmanagerin beim Schweizer Sextoy-Shop Amorana «sowieso schon abgehärtet» gewesen, sagt Erika Vollenweider. «Zu Hause lagen dann halt immer wieder Dildos rum. Im Vergleich dazu sind unsere Glasvulven fast schon harmlos», sagt ihre Tochter dazu.

Mit Schutzhelm und Handschuhen fertigt Rebecca Vollenweider die Stücke im Ofen an.

Kunst gegen Stigma

Wieso eigentlich nicht Glaspenisse? Das könne man durchaus auch machen, sagt Rebecca Vollenweider. Als Person mit einer Vulva könne sie sich einfach besser mit diesem Sujet identifizieren. In den Workshops, die das Duo anbietet und in denen es Interessierten das künstlerische Schaffen mit Glas näherbringt, sei es den Anwesenden aber freigestellt, was sie kreieren möchten. «Von mir aus kann man sich auch ein Po-Loch aus Glas herstellen. Aber ich habe mich halt für die Vulva entschieden, weil ich persönlich mehr Vulven auf der Welt sehen möchte», sagt sie.

Denn diesen werde viel zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt. Oder es werde beschämt über die Thematik gesprochen. «Auch sind Personen mit Vulven in der Gesellschaft weniger sichtbar», sagt sie. Mit ihrer Kunst möchte sie für mehr Visibilität sorgen.

Seit Beginn von Glassvulvas dokumentiert Rebecca Vollenweider ihr künstlerisches Schaffen auf ihrer Instagram-Seite. Rund 5000 Personen folgen ihr zurzeit. Die Reels, ihre «Filmli», wie ihre Mutter sie liebevoll nennt, zeigen Einblicke ins Atelier. Auch postet sie Inhalte fernab der Glasvulven: Auf den Storys verrichtet die 28-Jährige Aufklärungsarbeit, widerlegt Falschinformationen zu Vulven und Sexualität oder fragt ihre Follower auch einfach, wie es ihnen gehe. Bestellungen werden zurzeit über Instagram entgegengenommen, ein Webshop ist in Planung. «Glassvulvas» ist auch an manchen Pop-ups oder Märkten vor Ort, wie zuletzt am Salon Design Market in der Barfussbar.

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Es komme auch vor, dass sie für ihre Kunst kritisiert werde, sagt die Tochter. Manche fänden die Stücke vulgär. Ganz zum Unverständnis der 28-Jährigen. Denn Menschenleben fangen schliesslich dort an; auch sei es eine Form, die überall in der Natur zu finden sei. Andere halten die Objekte wiederum einfach für unnötig. «Aber das kann man halt immer über Kunst sagen», sagt sie. Für sie würden die Stücke einen einfacheren Zugang zum Thema Vulva und allem, was damit verbunden sei, ermöglichen.

Obwohl das Duo regelmässig Aufträge erhält, möchte es die Kunst nicht zum Hauptberuf machen. Rebecca Vollenweider ist im Marketing tätig und lässt sich momentan zur Sexologin ausbilden; sie habe ihre Berufung gefunden. «Der perfekte Job für sie», sagt ihre Mutter.

Stücke ab 40 Franken, Bestellung via Instagram auf @glassvulvas

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