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Wichtige Klimawandel-Verursacher Wie ein Schweizer Unternehmen auf einen Schlag 20’000 Tonnen CO₂ einspart

Bundesrat Albert Rösti in Flums: «Beim Klimaschutz backen wir normalerweise kleinere Brötchen.»

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Bundesrat Albert Rösti ist extra nach Flums gereist: «Es kommt nicht alle Tage vor, dass man auf einen Schlag 20’000 Tonnen CO₂ einsparen kann», sagt der Energieminister bei seiner Ansprache. «Normalerweise backen wir kleinere Brötchen.»

Was am Freitagnachmittag in Flums der Öffentlichkeit vorgestellt wurde, ist tatsächlich ein grosser Wurf bei der Dekarbonisierung der Schweiz.

100 Millionen Franken hat das Unternehmen Flumroc investiert. Damit hat es die Produktion komplett von Kohle auf Strom umgerüstet und kann so pro Jahr bis zu 25’000 Tonnen Treibhausgas einsparen. Die Steinwolle, die aus einem Schmelzofen gewonnen wird, dient zur Isolation von Gebäuden. Die Investition ist deshalb doppelt bedeutsam. Denn sie reduziert auch die sogenannte graue Energie beim Bau von Gebäuden.

Der Industriesektor verursacht 23 Prozent der Emissionen der Schweiz. Ganz vorne auf der Liste der 20 grössten Klimawandel-Verursacher finden sich die Zementwerke von Holcim. Um die Fundamente für Häuser, Brücken und Strassen zu giessen, werden Ton und Kalkstein auf über 1400 Grad erhitzt. Dafür nutzen die meisten Zementwerke Erdgas – und stossen dabei grosse Mengen Kohlendioxid aus. Nicht nur in der Schweiz, sondern weltweit sind sie die grössten Emittenten des Treibhausgases.

Industrie kann nicht so einfach umrüsten

Diese Redaktion hat Daten des Bundesamts für Umwelt ausgewertet und eine Rangliste der wichtigsten Treibhausgas-Emittenten erstellt. Sie zeigt: Auf Platz eins bis drei der Unternehmen, die am meisten CO₂ ausstossen, sind Zementhersteller. Auf Platz vier ist die Raffinerie in Cressier NE, gefolgt vom Chemiewerk von Arxada in Visp, das früher zu Lonza gehörte. Dort werden grosse Mengen CO₂ durch die Benzinspaltung frei.

Per Zufall wurde zudem 2018 bei einer Kontrollmessung entdeckt, dass bei der Niacin-Produktion viel des hochpotenten Distickstoffdioxids in die Luft entweicht, rund ein Prozent der gesamten Treibhausgasemissionen der Schweiz. Erst nach langem Hin und Her wurde das Problem in Angriff genommen. Seit 2022 ist ein Filter in Betrieb, der das Treibhausgas in ungefährliche Teile absondert.

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Wie bei Arxada haben Industrieanlagen in der ganzen Schweiz in den vergangenen Jahren bereits ihren CO₂-Ausstoss reduziert. Aktuelle Zahlen des Bundes zeigen, dass die Industrie seit 1990 ihre Emissionen bereits um 27 Prozent gesenkt hat. Und dies, obwohl sich im gleichen Zeitraum das Wirtschaftswachstum verdoppelt hat. Auch die Zementfabriken von Holcim haben mit vielen kleinen Massnahmen ihre CO₂-Bilanz um 30 Prozent verbessert.

Zu den grössten Emittenten von CO₂ gehört auch die Zuckerfabrik mit Produktionsanlagen in Aarberg und Frauenfeld. Die brauchen viel Wärme, um den Saft aus den Zuckerrüben zu gewinnen und die Flüssigkeit anschliessend zum Verdampfen zu bringen. Denn nur so entstehen am Ende Zuckerkristalle, die als Schweizer Zucker verkauft werden. Um ihren CO₂-Ausstoss zu senken, hat die Fabrik in den letzten 30 Jahren viel investiert. «Wir sind vom Verbrennen von Kohle auf Erdöl und zuletzt auf Erdgas umgestiegen», sagt Sprecher Raphael Wild.

Um die CO₂-Bilanz weiter zu verbessern, setzt die Zuckerfabrik teilweise Biogas ein. Und sie hat einen zweistelligen Millionenbetrag in ein Holz-Heizkraftwerk in Aarberg investiert, dessen Wärme nun auch für die Zuckerproduktion genutzt wird. In Frauenfeld rüstet man die Trocknungsanlage gerade von Erdgas auf Abwärme um. Das ist teuer – aber: «Klar, mit der Einsparung von CO₂ sparen wir auch viel Geld», sagt Wild. Bis 2030 plant die Zuckerfabrik nochmals eine Reduktion von 42 Prozent.

Für ihre Einsparungen setzen die Unternehmen auch auf die Unterstützung vom Bund. «Netto null kostet etwas», sagt Wild. Denn am Ende müssten die Investitionen auch rentieren.

Ab Anfang 2025 will der Bund solche Umrüstungen jährlich mit 200 Millionen Franken fördern. So ist es im Klimaschutzgesetz vorgesehen, das Anfang 2025 in Kraft tritt. Hinter den Kulissen hat der Verteilkampf um das Geld vom Bund bereits begonnen. So fordert der Wirtschaftsdachverband Economiesuisse, dass öffentlich-rechtliche Unternehmen von einer direkten Förderung ausgeschlossen werden. Geld vom Bund sollen Firmen bekommen, die im internationalen Wettbewerb stehen. Flumroc hatte Pech: Weil das Projekt vor 2025 umgesetzt wurde, erhielt das Unternehmen bloss einen Beitrag zur Planung seines Vorhabens, immerhin rund 500’000 Franken.

Bundesrat Rösti plant, CO₂ in Norwegen zu lagern

Einen grossen Teil der Emissionen verursachen die Kehrichtverbrennungen. Sie konnten ihren Ausstoss in den vergangenen Jahren nur wenig reduzieren, denn sie erfüllen einen gesetzlichen Entsorgungsauftrag.

Hinzu kommt: Kehrichtverbrennungen dienen seit Jahrzehnten als Wärmeversorger für ganze Quartiere in Schweizer Städten. «Trotz aller Bemühungen, die Emissionen zu reduzieren, wird man auch in Zukunft Abfall verbrennen müssen», heisst es bei der Stadt Zürich. Dort plant das Tiefbauamt, in Zukunft das CO₂ abzuscheiden und im Boden zu speichern.

Bundesrat Rösti bei Flumroc: Um Steinwolle zu gewinnen, wird viel Energie benötigt – die kommt nun in Form von Wasserkraft statt Kohle.

Auch die Kalkfabrik Netstal kann nicht einfach umrüsten: Bei der Kalkgewinnung entstehen durch eine chemische Reaktion grosse Mengen des Treibhausgases.

«Der grosse Hebel ist bei uns die CO₂-Abscheidung am Kamin. Darauf fokussieren wir momentan unsere Bemühungen», sagt Konrad Marti von der Kalkfabrik.

Zur Speicherung von CO₂ im Boden hat das Umwelt- und Energiedepartement in den vergangenen Monaten verschiedene Anbieter kontaktiert, wie Rösti in Flums sagt: «Wir werden in Zukunft mit Norwegen zusammenarbeiten, um das überschüssige CO₂ im Boden zu speichern.» Privat hat der Energieminister bereits seinen Teil zur Dekarbonisierung geleistet. Vor dem Werk in Flums wartet sein Chauffeur mit der bundesrätlichen Elektrolimousine. Das Gefährt hat eine Reichweite von über 550 Kilometern. Röstis Fahrer ist zufrieden damit: «Das reicht locker, um zurück nach Bern zu fahren.»

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